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Die Post hatte in bereits 1888 die ersten Gepäckreiräder in Dienst gestellt. In Graz nahm Johann Puch erstmals 1896 Gepäckdreiräder ins Programm, und zwar zwei Modelle mit je 250 kg Traglast und Transportbehältern (auf zwei Rädern) hinter dem Fahrer, eines mit Antrieb auf das Hinterrad und das andere mit übersetztem Vorderradantrieb. Ein Jahr später drehte Puch die Konstruktion um: Nun wurde das Gepäcksdreirad über einen vorne auf zwei Rädern montierten Transportbehälter gelenkt, der Antrieb erfolgte über eine Kette auf das Hinterrad. Dieses Prinzip fand weltweit Nachahmung und ist auch heute noch z.B. beim ![]() Auch die Meteor-Fahrradwerke bauten nach diesem Prinzip um 1900, in einer Zeit, in der laut Katalog "das Gepäcksdreirad ... für die Geschäftswelt nahezu unentbehrlich geworden" ist, ein Personen- und Gepäcksdreirad, das vorne wahlweise mit Kasten oder Korb geliefert wurde. 1896 konnte man bei den Styria-Fahrradwerken zwischen einem konventionellen Hinterrad- und einem kurzlebigen Vorderrad-Antrieb (Mod. XVI, XVII) wählen, von "Graziosa" (Benedict Albl) gab es 1899 das Modell XIV, ein Gepäcksdreirad ohne Kette (Kardanantrieb). Ebenfalls kettenlos war ein 1900/01 angebotenes Modell von Cless & Plessing. "Das praktische Lieferfahrzeug für jedes Geschäft" Der Styria-Katalog von 1900 zeigt zwei Dreiräder für den Gütertransport - eines mit der Aufschrift "k.k. Post" am Aufbau und eines mit einem Weinfass als Transportbehältnis. 1909 kostete das Styria Modell XIII "Gepäcksrad" übrigens 450 Kronen, etwa das Doppelte eines Tourenrades. Die Beschreibung im Katalog: "Patentsteuerung auf Kugeln, gut gefederter Unterbau, worauf der Kasten ruht, extrastarke Gummis, stärkere Achsen und Speichen, verstärkter Rahmen, Kastengröße nach Wunsch und Bedarf, mit oder ohne Galerie". Die Styria-Fahrradwerke bauten auch unter dem Markennamen "Dürkopp" ein Transport-Dreirad, das Modell Atlas. In den Steyr-Katalogen von 1936 und 1937 findet sich ein Transportdreirad, angepriesen als "das praktische Lieferfahrzeug für jedes Geschäft, keine Betriebskosten, immer fahrbereit." Produziert wurde dieses Modell von Puch - nach der dem Ende der Styriawerke 1932 und der Fusionierung mit Steyr 1934 - baute Steyr-Daimler-Puch in Graz auch die Modellreihen dieser ehemaligen Konkurrenten in der Fahrradproduktion. |
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Mit dem Siegeszug der Motorfahrzeuge büßte nicht nur der Personen-, sondern auch der Gütertransport per Fahrrad an Attraktivität ein. Länger als die Transportdreiräder blieben Zweirad-Anhänger in Verwendung. So existierte von 1936 (lt. Adressbuch, Prospektangaben zufolge schon früher) bis etwa 1950 in Graz-Liebenau eine "Bauanstalt für Fahrrad- und Motorradanhänger", betrieben von "Ing. Johann Exel´s Witwe". Für 1.860 Schilling wurden auch Dreiräder, "der ideale Liefer- und Transportwagen" in verschiedenen Ausführungen mit bis zu 180 kg Belastung offeriert. Die Anhänger - gefedert um 535 Schilling zu haben - wurden in einem Prospekt beworben mit: "Der Maler und Anstreicher läßt den Lehrjungen mit Material und Leitern vorausfahren, und nicht zuletzt fährt man mit dem Exel-Anhänger auch mit großem Gepäck, leicht und sicher auf Weekend." Damit endete die Ära der seriellen Produktion für den muskelkraftbetriebenen Lastentransport in Graz. In kleinerem Rahmen und mit individuell-kreativem Ansatz wieder aufgegriffen wurde sie 2007 mit Einrichtung der autonomen Selbsthilfe-Werkstatt ![]() WW |
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